Naturwein: Trend oder Hype? Was du wirklich wissen musst

Naturwein ist derzeit ein heißes Thema in der Weinwelt und sorgt für angeregte Diskussionen. Viele Menschen sind fasziniert von der Idee, Wein so natürlich wie möglich herzustellen und dabei auf den Einsatz von Zusatzstoffen weitgehend zu verzichten. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Naturwein“ und warum liegt er gerade so im Trend?

Es kursieren viele Halbwahrheiten und Mythen rund um das Thema Naturwein. Tatsache ist: In Deutschland und Österreich gibt es keine offizielle Definition für Naturwein und die Verwendung des Begriffs auf Weinetiketten ist sogar verboten. Winzer, die ihre Weine als Naturweine bezeichnen, müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Trotzdem haben viele deutsche Winzer das Konzept des Naturweins für sich entdeckt und kreieren Weine, die auf nachhaltiger Weinproduktion basieren. Dabei legen sie besonderen Wert auf eine naturnahe Bewirtschaftung der Weinberge nach ökologischen oder biodynamischen Prinzipien. Die Trauben werden von Hand gelesen und der Most spontan, ohne Zugabe von Reinzucht- oder Aromahefen, vergoren. Auch der Einsatz von Behandlungsmitteln sowie Hilfs- und Zusatzstoffen wird auf ein Minimum reduziert.

Das Ergebnis sind naturbelassene Weine, die oft ganz anders schmecken, riechen und aussehen als konventionell hergestellte Weine. Für viele Weinliebhaber liegt genau darin der Reiz: Sie suchen nach authentischen, individuellen Weinen, die den Charakter ihrer Herkunft und des Terroirs widerspiegeln. Insbesondere jüngere Konsumenten zeigen großes Interesse an Bio-Weinen und dem Naturwein Trend.

Was ist Naturwein?

Naturwein liegt aktuell voll im Trend und ist stark im Weinmarkt präsent. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Eine gesetzlich festgelegte Definition für das Naturwein-Label fehlt bislang. Trotzdem haben sich in der Naturweinszene einige Kriterien etabliert, die als Richtlinien für die Herstellung gelten.

Definition von Naturwein

Grundsätzlich stammen Naturweine meist von kleinen, unabhängigen Winzern, die größten Wert auf einen biologischen oder biodynamischen Anbau legen. Die Trauben werden in der Regel von Hand gelesen und schonend verarbeitet. Im Keller setzt man auf Spontangärung mit wilden Hefen und verzichtet weitgehend auf Filtration. Auch der Einsatz von Schwefel wird auf ein Minimum reduziert.

Herstellung von Naturwein

Die Herstellung von Naturwein beginnt im Weinberg. Hier kommen biodynamische Methoden zum Einsatz, wie etwa der Einsatz von Schachtelhalmsud als Pflanzenstärkungsmittel. Ziel ist es, die Reben im Einklang mit der Natur zu kultivieren und auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu verzichten.

Im Weinkeller setzt sich die naturnahe Philosophie fort. Die Trauben werden spontan mit weinbergseigenen Hefen vergoren. Auf Zusätze wie ReinzuchtHefen, Enzyme oder Schönungsmittel wird verzichtet. Auch die Filtration erfolgt nur minimal oder gar nicht, um die natürliche Aromenvielfalt zu erhalten. Je nach Winzer variiert die zugegebene Menge an Schwefel, bleibt aber immer deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten für konventionelle Weine.

Das Ergebnis sind authentische, naturbelassene Weine, die den Charakter ihres Terroirs unverfälscht zum Ausdruck bringen. Naturweine bestechen oft durch eine leichte Trübung im Glas und ungewohnte Aromen, die an Hefe oder Cidre erinnern können. Sie fordern den Weintrinker heraus und erweitern das geschmackliche Spektrum. Gleichzeitig sind sie weniger lang haltbar und sollten früher getrunken werden als konventionelle Weine.

Die Ursprünge der Naturweinbewegung

Die Geschichte des Naturweins reicht bis in die 1950er Jahre zurück, als der französische Winzer, Forscher und Chemiker Jules Chauvet sich energisch gegen den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden aussprach. Er setzte sich für die Herstellung von „natürlichem Wein“ ein und verwies dabei auf traditionelle Methoden im Weinanbau und in der Weinerzeugung.

Nicolas Joly, ein weiterer Pionier der Naturweinbewegung, führte eigene Studien durch und veröffentlichte seine Erkenntnisse. Seine Arbeit inspirierte auch Winzer in Deutschland, ihre Vorgehensweise umzustellen und sich der Naturweinbewegung anzuschließen.

Die Vernetzung durch das Internet, engagierte Weinhändler und spezialisierte Messen trugen maßgeblich zum Aufstieg des Naturweins in der Weinwelt bei. Besonders in Frankreich, England, den skandinavischen Ländern und Japan hat die Bewegung in den letzten zehn Jahren deutlich an Dynamik gewonnen.

„Der natürliche Wein sollte der Ausdruck eines Terroirs, einer Rebsorte und eines Jahrgangs sein, ohne jegliche Zusätze oder Manipulationen.“ – Jules Chauvet

Heute hat sich Naturwein als fester Bestandteil in der Weinwelt etabliert und die gesamte Branche dazu gebracht, den Einsatz von Chemie, Zusatzstoffen und Hilfsmitteln zu überdenken. Restaurants wie das ‚Noma‘ in Kopenhagen, das als Keimzelle für die Verbreitung von Naturweinen in der Spitzengastronomie gilt, spielen eine wichtige Rolle bei der Popularisierung dieser Weine.

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Naturwein Trend: Warum liegt Naturwein im Trend?

Der Naturwein Hype hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und immer mehr Weinliebhaber begeistern sich für diese authentischen Terroir-Weine. Naturweine bieten eine spannende Alternative zu konventionellen Weinen und überzeugen durch ihre Einzigartigkeit und Charakterstärke. Doch was genau macht den Reiz von Naturweinen aus und warum liegen sie so im Trend?

Gründe für die steigende Beliebtheit von Naturweinen

Ein wesentlicher Grund für den Naturwein Hype ist das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Immer mehr Menschen legen Wert auf eine naturnahe und ökologische Produktion, sowohl bei Lebensmitteln als auch bei Wein. Naturweine werden ohne den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und anderen chemischen Zusätzen hergestellt und spiegeln den Charakter ihres Terroirs unverfälscht wider.

Zudem schätzen viele Weintrinker die Authentizität und Individualität von Naturweinen. Jede Flasche ist ein Unikat und erzählt die Geschichte des Winzers, des Jahrgangs und des Weinbergs. Naturweine sind oft lebendiger, komplexer und ausdrucksstärker als konventionelle Weine und bieten ein faszinierendes Geschmackserlebnis.

Zielgruppe für Naturweine

Naturweine sprechen insbesondere eine jüngere, experimentierfreudige Zielgruppe an, die offen für neue Geschmackserlebnisse ist. Die Naturweinbewegung hat dazu beigetragen, dass Wein für viele Menschen zugänglicher und „barrierefrei“ geworden ist. Es geht weniger um prestigeträchtige Weingüter und teure Flaschen, sondern vielmehr um den puren Genuss und die Freude am Entdecken.

Auch Sommeliers, Gastronomen und Weinhändler haben den Trend erkannt und bieten vermehrt Naturweine in ihrem Sortiment an. In vielen Städten haben sich regelrechte Naturwein-Szenen entwickelt, mit eigenen Bars, Restaurants und Events. Hier treffen sich Gleichgesinnte, um ihre Leidenschaft für handwerklich hergestellte, authentische Weine zu teilen.

Charakteristika von Naturweinen

Naturweine zeichnen sich durch ihre einzigartigen Eigenschaften aus, die sie von konventionellen Weinen unterscheiden. Durch den minimalen Eingriff in die Weinbereitung und den Verzicht auf künstliche Verfahren sowie chemische Zusätze entstehen Weine mit einem naturbelassenen Charakter. Die Geschmacksentwicklung von Naturweinen zeigt bereits nach ein bis zwei Jahren Lagerung deutliche Unterschiede, wobei der Höhepunkt der Flaschenreife meist nach fünf bis zehn Jahren erreicht wird.

Geschmack und Geruch von Naturweinen

Der Geschmack und Geruch von Naturweinen wird weniger von fruchtigen Aromen dominiert, sondern vielmehr von vegetativen und mikrobiologischen Noten geprägt. Häufig finden sich Anklänge von Heu, Tee, Kräutern, Waldboden, Malz oder Hefe im Bouquet wieder. Insbesondere bei Weißweinen erinnert der Geruch oft an Apfelwein oder Apfelmost. Geschmacklich können Naturweine je nach Ausbau eine kräftige Säure- und Tanninstruktur aufweisen. Sie präsentieren sich wilder und ungeschliffener als konventionelle Weine, bestechen aber gleichzeitig durch Eleganz, Charakterstärke und Differenziertheit in Geruch und Geschmack.

Aussehen von Naturweinen

Auch optisch heben sich Naturweine oft von herkömmlichen Weinen ab. Sie können eine kräftige Farbe haben, die unter anderem von der Dauer des Maischekontakts abhängt. Trübungen bis hin zu sehr trüben Erscheinungsbildern sind keine Seltenheit, aber kein Muss. Es gibt durchaus auch glasklar ins Glas laufende Naturweine, die gänzlich ohne den Einsatz von Behandlungsmitteln oder Filtrationen auskommen. Dies wird beispielsweise durch den klassischen Abstich erreicht, bei dem der abgesetzte Trub vom klaren Wein getrennt wird.

Naturweine können in verschiedenen Farben wie Rot, Weiß, Rosé oder Orange auftreten und sowohl still als auch sprudelnd sein. Aufgrund des Verzichts auf Zusatzstoffe sind die meisten Naturweine als vegan zertifiziert, im Gegensatz zu konventionellen Weinen, bei denen teilweise tierische Mittel für die Klärung zum Einsatz kommen.

Naturwein in Deutschland

Die Naturweinbewegung gewinnt auch hierzulande zunehmend an Popularität. Immer mehr deutsche Winzer setzen auf biologischen oder biodynamischen Anbau, Handweinlese, Spontangärung mit wilden Hefen und minimale Intervention im Keller. Obwohl es keine gesetzlichen Vorgaben für das Label „Naturwein“ gibt, orientieren sich viele Produzenten an den Kriterien einer naturnahen Weinherstellung.

Bekannte deutsche Naturwein-Winzer

In allen deutschen Anbaugebieten finden sich renommierte Winzer, die sich der Produktion von Naturweinen verschrieben haben. Zu den bekanntesten zählen das Weingut Rita & Rudolf Trossen an der Mosel, Odinstal in der Pfalz, 2Naturkinder in Franken und Enderle & Moll in Baden. Diese und viele weitere Naturwein-Weingüter Deutschlands stehen für eine schonende Bewirtschaftung der Weinberge und einen puristischen Ausbau der Weine ohne Maskierung durch Holz oder übermäßige Schweflung.

Fast alle biologisch und biodynamisch arbeitenden Winzer in Deutschland haben unfiltrierte Weine im Programm, schwefeln häufig nur gering und bauen Weine aus, die nicht von neuem Holz maskiert werden.

Verfügbarkeit von Naturweinen in Deutschland

Naturweine sind in Deutschland sowohl direkt bei den Weingütern als auch im Fachhandel und spezialisierten Online-Shops erhältlich. Die Abgrenzung zwischen Weinen aus ökologisch bewirtschafteten Weinbergen mit wenig Intervention im Keller und explizit als „Naturwein“ deklarierten Tropfen ist oft fließend. Letztlich wird die Unterscheidung häufiger von Händlern, Journalisten und Enthusiasten als von den Winzern selbst getroffen.

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Die Kommunikation als „Naturwein“ kann jedoch eine sinnvolle Positionierung in einem übersättigten Markt bei einer weniger preissensiblen Käuferschaft sein. Insbesondere in Großstädten wie Berlin entwickelt sich ein Trend rund um Naturweine, der sich in einer steigenden Zahl spezialisierter Bars und Restaurants widerspiegelt.

Vor- und Nachteile von Naturweinen

Naturweine haben in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden, doch sie sind nicht unumstritten. Während Befürworter die Vorteile von Naturweinen preisen, sehen Kritiker auch einige Nachteile. Letztendlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Erwartungen an einen Wein, ob man die Eigenschaften von Naturweinen schätzt oder nicht.

Zu den größten Vorteilen von Naturweinen zählt der maximale Respekt für die Natur im Weinberg. Die Winzer verzichten auf den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden und fördern stattdessen die Biodiversität. Auch im Keller wird auf Zusatzstoffe und Hilfsmittel weitestgehend verzichtet. Naturweine gelten daher als authentischer Ausdruck des Terroirs und der Handschrift des Winzers.

Allerdings bringt der Verzicht auf Hilfsmittel auch Risiken mit sich. Kritiker bemängeln die Gefahr von Weinfehlern und starken Qualitätsschwankungen. Da Naturweine oft unfiltriert und mit wenig oder gar keinem zugesetzten Schwefel abgefüllt werden, sind sie anfälliger für unerwünschte Entwicklungen wie Essigstich oder Mäuseln. Auch optisch unterscheiden sich Naturweine oft von konventionellen Weinen, da sie durch die Hefetrübung eher trüb aussehen können.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Geschmack von Naturweinen, der für viele Weintrinker gewöhnungsbedürftig ist. Durch den Verzicht auf Schönungsmittel und Filtration kann der Wein hefig schmecken und ungewohnte Aromen aufweisen. Während manche Naturweinliebhaber genau diese Charakteristika schätzen, empfinden andere sie als störend.

„Naturwein ist kein Qualitätsmerkmal per se. Es gibt grandiose Naturweine, aber auch viele fehlerhafte Produkte, die unter dem Deckmantel des ‚Natural Wine‘ angeboten werden.“ (Benjamin Herzog, Chefredakteur Falstaff)

Letztendlich hängt die Qualität eines Naturweins stark vom Können und der Sorgfalt des Winzers ab. Während einige Naturweine höchste Qualitätsansprüche erfüllen, nutzen andere Winzer das Konzept als Rechtfertigung für handwerkliche Mängel. Als Weintrinker solltest du daher genau hinsehen und dich nicht blenden lassen. Achte auf seriöse Winzer, die transparent arbeiten und ihre Weine sensorisch prüfen, bevor sie in den Verkauf gehen. Nur so kannst du sicher sein, einen hochwertigen Naturwein zu erhalten.

Fazit

Der Naturwein Trend hat sich in den letzten Jahren zu einer ernstzunehmenden Bewegung entwickelt, die weit über eine flüchtige Modeerscheinung hinausgeht. Immer mehr Winzer in Deutschland und weltweit lassen sich von den Prinzipien des naturnahen Weinbaus inspirieren und gestalten ihre Arbeit im Weinberg und Keller nachhaltiger. Naturweine faszinieren eine wachsende Zahl von Weinkonsumenten mit ihrer Authentizität, Lebendigkeit und Individualität.

Dennoch bleiben Naturweine vorerst ein Nischenprodukt und polarisieren mit ihrem unkonventionellen Charakter. In Deutschland gibt es zwar talentierte Naturweinwinzer, aber keine einheitliche Definition oder Kennzeichnung für diese Weinart. Letztendlich hängt die Qualität eines Naturweins, wie bei jedem anderen Wein auch, von der Sorgfalt und dem Können des Winzers ab.

Ob sich der Naturwein Trend langfristig durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass die Bewegung bereits jetzt wichtige Impulse für eine nachhaltigere und bewusstere Weinproduktion geliefert hat. Elemente des naturnahen Weinbaus könnten durchaus die Zukunft der Branche mitprägen und den Weg für eine neue Generation von authentischen, ausdrucksstarken Weinen ebnen.