In einem düsteren Bauernhof, beleuchtet von einem Ringlicht, erklärt Dr. Thomas Bertagnolli, der Kustos des Museums, die historischen Gründe für die niedrigen Türrahmen in der Vergangenheit. Geschäftsführer Maximilian Herbst steht dabei und filmt für TikTok. In 30 Sekunden erzählen sie Geschichten, die die Vergangenheit lebendig machen. Dieses Konzept weckt nicht nur Neugier, sondern auch das Interesse an Geschichte. Herbst erläutert, dass die historischen Gebäude des Museums Geschichten erzählen, die sie durch ihre TikTok-Videos in ein modernes Format übersetzen.
Seit der Winterpause, während der das Museum für Besucher geschlossen ist, haben die beiden mit kurzen und prägnanten Clips die Plattform erobert. Die Themen reichen von architektonischen Besonderheiten bis hin zu Dachgiebeln, die mit geschnitzten Symbolen Böses abwehren sollten. Bertagnolli ist davon überzeugt, dass tiefere Einblicke in historische Themen die Menschen fesseln. Ein Video thematisiert etwa einen Bauernhof aus dem Paznaun, der früher als Poststation diente, ein anderes erklärt die Ursprünge heutiger Sprichworte.
Der Erfolg ist bemerkenswert: Innerhalb eines Monats verzeichnet der Kanal bereits 400.000 Aufrufe und 3.000 Follower – und das ganz ohne großes Budget oder professionelle Ausrüstung. Herbst freut sich über die Resonanz, die zeigt, dass Museen auch auf modernen Plattformen wie TikTok ihre Zielgruppe finden können. Besonders erstaunt waren die beiden über die hohe Aktivität und das Engagement der über 45-Jährigen auf der Plattform. Herbst erklärt, dass dieses Publikum, das sie dort in dieser Zahl nicht erwartet hätten, aktiv an Diskussionen teilnimmt und die Inhalte begeistert teilt. Im Vergleich dazu dauerte es auf Instagram fast ein Jahr, eine ähnliche Zielgruppe aufzubauen – auf TikTok gelang dies in nur einem Monat.
Der Erfolg des Kanals bestätigt die Wirksamkeit des Ansatzes: Im November erreichte das Tiroler Freilichtmuseum 796.000 Personen und liegt damit in seiner Kategorie weit vorne – vergleichbar mit renommierten Institutionen wie der National Gallery (179.000) oder dem Rijksmuseum (489.000). Herbst hebt hervor, dass die wenigen Aufrufe des Guggenheim Museums weniger auf den Erfolg des Tiroler Museums hindeuten, sondern vielmehr darauf, dass es in dieser Branche noch wenige vergleichbare Angebote gibt.
Dieser innovative Weg macht neugierig auf die kommende Saison, die jedoch erst am 19. März 2025 beginnt. Bis dahin können Interessierte Wissen direkt auf ihr Smartphone erhalten, und auf Anmeldung sind auch ganzjährig Führungen durchs Museum möglich, die ab zwei Personen angeboten werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Land Tirol/ Veröffentlicht am 05.12.2024